Eva Koch
Sprecherin der Initiative Bildung in Herten
Tel.: 88 66 65
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Ratsmitglieder und Fraktionen,
ein Kita- Bau auf dem Gelände der Süder Grundschule ist aus unserer Sicht unverträglich und damit grundsätzlich abzulehnen. Es ist geboten, diesen Weg auch politisch offiziell zu beenden. Ein solches Bauprojekt ist aber nicht nur kontraindiziert, sondern auch längerfristig nicht umsetzbar. Damit garantiert das Festhalten an den Plänen nicht, Fördermittel verbauen zu können, sondern sorgt
tatsächlich am ehesten dafür, dass diese verfallen.
Angesichts des großen Bedarfs an Kita- Plätzen, gilt es, nun zügig konstruktive, konsensfähige Schritte zur Bedarfsdeckung zu beschreiten. Gerne legen wir unsere Begründungen für dieses Statement und Vorschläge für die weitere Vorgehensweise im Folgenden ausführlich dar.
Bildungsaspekt:
Die Süder Grundschule ist – aufgrund der Struktur des Stadtteils und damit der Schülerschaft- mit extrem hohen Herausforderungen konfrontiert. Als Stichworte seien genannt: viele arme Kinder aus sogenannten bildungsfernen Familien, hoher Migrationsanteil, hohe Zahl von übergewichtigen Kindern aufgrund Fehlernährung und mangelnder Bewegung, dadurch resultierende motorische Defizite. Unterricht im klassischen und qualitativ hochwertigen Sinn ist z.T. gar nicht mehr möglich. Die Süder Grundschule ist außerdem traditionell Schule des gemeinsamen Lernens, so dass sie auch noch die Bedarfe von Kindern mit verschiedenen Förderschwerpunkten erfüllen soll. Sinnvoll und aus unserer Sicht auch notwendig wäre, die Süder Grundschule pädagogisch fortzuentwickeln und nach Kräften zu unterstützen. Es gilt, dies im Rahmen der weiteren Schulentwicklungsplanung zu forcieren.
Eine Beschränkung des Schulgrundstücks durch eine anderweitige Bebauung ist somit absolut kontraindiziert, da es zu noch mehr Belastungen für den Schullalltag führt. Als Stichworte seine genannt: Bewegungs- und Nutzungseinschränkungen für die Schulkinder, Ablenkung, Lärm.
Der Widerstand der Schulpflegschaft gegen die Bebauungspläne ist damit absolut nachvollziehbar und als konstruktive Einmischung im Sinne anwaltlicher Parteinahme für eine Vielzahl von Schülern und deren Chancen auf Bildung zu werten.
Verkehrsaspekt:
Die Verkehrssituation ist seit Jahren – schon ohne Kita- Bau oder Zusammenlegung von Schulstandorten- insbesondere zu Bring- und Abholzeiten der Schulkinder, katastrophal. Dies bedeutet neben diverserBelastungen für die Anwohner insbesondere eine hohe Unfallgefahr für die Kinder. Den berechtigten Sorgen der Anwohner wurde nach wie vor nicht wirklich Rechnung getragen. Zwar wurden Pläne jeweils nach Kritik nachgebessert. Ein realistisches als auch glaubwürdig umsetzbares Konzept liegt nach wie vor – nicht vor. Da im Rahmen der Kita- Planung eine Zusammenlegung der Schulstandorte (mit ca. 700 Schulkindern)angekündigt wird, ist absolut nachvollziehbar, dass sich die Anwohner nicht befrieden lassen werden (können), wenn sie mit Auskünften abgespeist werden,“da kämen ja demnächst nur wenige mehr zu Fuß“.
Aspekt der zeitlichen Umsetzbarkeit:
Es ist davon auszugehen, dass sich begründete Vorbehalte und Widerstände nicht befrieden lassen. Dass immer neue Aspekte hinterfragt und angeregt würden,ist von der Dynamik her unausweislich und nachvollziehbar. Es ist absolut davon auszugehen, dass die Anwohner klagen werrden, sobald ein konkreter Baubeschluss vorliegt.Über diese Wege wird derart viel Zeit ins Land gehen,dass ein Baubeginn auch nicht mittelfristig realistisch ist. Damit wird die Kita Pusteblume weitere Zeit in eigentlich unhaltbaren Räumlichklieten verbringen müssen, wenn sie nicht- wie angedroht- vom Landesjugendamt sogar geschlossen wird.Aspekt Fördermittel:
Die oben begründete Nicht- Umsetzbarkeit führt am ehesten zum tatsächlichen Verlust von Fördermitteln. Bestünde Konsens für einen Kita- Neubau an anderer Stelle, politisch- aber auch insbesondere bei allen Beteiligungsgruppen- könnten Fördermittel schneller abgerufen und verbaut werden. Mehr dazu in den weiteren Ausführungen.
Aspekt der demokratischen Folgen für Herten:
Bürger erwarten glaubwürdiges und transparentes Vorgehen von Verwaltung und Politik. Bürger erwarten Beteiligung. Hier ist zum Thema schon “viel Porzellan zerschlagen“. Gleichwohl werden nach wie vor Gespräche mit Betroffenen zu Zeitpunkten geführt, die die Berücksichtigung der Ergebnisse in den Ausschüssen unmöglich machen. Bürgern, die berechtigte Einwände benennen, sind von Unterstellungen, nur Eigeninteressen zu verfolgen, bedroht. Die Gefahr, dass immer mehr Bürger sich von Entscheidungsträgern und- prozessen abwenden, darf u. E. nicht unterschätzt werden!
Auch dieser Aspekt spricht für ein Umdenken der Politik und einen konstruktiven Neustart.
Was ist also zu tun? Immerhin gilt es, Kita- Plätze zu sichern und zusätzliche Kita- Plätze in hoher Zahl zu realisieren. Hier unsere Vorschläge zur Vorgehensweise:
1. Alle Pläne eines Kita- Baus auf dem Grundstück der Süder Grundschule sind- auch offiziell- zu beenden (Begründungen siehe oben.
2. Ein Beschluss: Neubau der Kita Pusteblume/ Wörthstr. (als Ersatz der bisherigen Kita) am bisherigen Standort Wörthstr. ist möglichst zügig herbeizuführen. Vorteile: Standort ist konsensfähig bei allen Beteiligungsgruppen, Widerstand somit nicht zu erwarten, Baubeginn damit dort (trotz Auslagerungs- Notwendigkeit) am schnellsten realistisch, damit auch das Abrufen von Fördermitteln.
3. Beschlussfassung über die zeitlich befristete Auslagerung der Kinder Kita Pusteblume für Bauzeitraum Wörthstr., Auslagerung in Raummodulen, möglichst ortsnah zum Standort Wörthstr., aus unserer Sicht durchaus auf dem Grundstück der Süder Grundschule möglich; wenn klare Befristung vorliegt wahrscheinlich auch von Schulpflegschaft und Anwohnern getragen (es gibt deutliche positive Signale in diese Richtung, es wäre natürlich trotzdem im Sinne einer ordentlichen Beteiligung nochmals abzuklären.
4. Kurzfristige Schaffung zusätzlicher „vorübergehender“ Kita- Plätze und entsprechender Standorte, um den Rechtanspruch erfüllen und sich „Zeit für ordentliche Planung erkaufen“ zu können. Dies ist mit weiteren Raummodulen an einem oder mehreren Standorten in Herten durchführbar. Wir weisen nachdrücklich daraufhin, dass „Ortsnähe“ dabei vielleicht ein Wunsch, aber keine Bedingung sein kann. Kita- Kinder werden (von ihren Eltern) in die Einrichtung gebracht. Das Argument „kurze Beine, kurze Wege“ wie bei Grundschülern bisher hochgehalten, greift hier nicht. Vielen Eltern,die auf einen Kita- Platz angewiesen sind, ist es – angesichts der Überschaubarkeit des Hertener Stadtgebiets- gar nicht so wichtig, wo der Platz ist: Hauptsache ist, es gibt einen und möglichst einen qualitativ hochwertigen.
Angesichts des hohen Bedarfs an zusätzlichen Kita- Plätzen sollte der Standort der ehemaligen städtischen Realschule hier in die Überlegungen einfliessen. Der Standort ist gesamtstädtisch gesehen relativ zentral, Verkehrsanbindungen, Parkpätze etc. sind aus Schulzeiten noch vorhanden.
Das Gebäude müsste abgerissen, die Fläche vorbereitet und geeignete Raummodule errichtet werden.
5. Ordentliche Planung von dauerhaften Kita- Plätzen bezogen auf die Gesamtstadt, für Herten- Süd:
Aquirierung einer geeigneten Fläche für einen zusätzlichen Kita- Neubau (NICHT auf dem Grundstück Süder Grundschule), dabei Aufgabe des Dogmas, dass dies kostenneutral und jetzt und gleich erfolgen müsse.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Sie herzlich bitten, sich mit unseren Argumenten auseinanderzusetzen, den – aus unserer Sicht- nicht zielführenden Weg zu verlassen und- möglichst im Konsens- neue konstruktive Schritte einzuleiten.
Für Nachfragen oder zum Austausch stehen wir gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Koch
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