Tourismus in Herten

 
 

dazu die Ratsvorlage 2012 Besucherzentrum Hoheward

RVR bittet Städte zur KasseNeues Tourismusbüro wird teurer

Der RVR legt sein Konzept für das Besucherzentrum auf Ewald vor – und nimmt die Städte Herten und Recklinghausen erheblich in die Pflicht

VON FRANK BERGMANNSHOFF, Hertener Allgemeine 2.10.2012

HERTEN. Das Tourismusbüro wäre längst Geschichte, würde die Stadt Herten es nicht aktuell mit 50 000 Euro über Wasser halten. In der Hoffnung, dass ab 2013 der Regionalverband Ruhr (RVR) den Betrieb und die Kosten übernimmt. Eine trügerische Hoffnung.

Das Tourismusbüro in der früheren Lohn- und Lichthalle auf dem Ewald-Gelände ist seit dem ersten Tag ein Zuschussgeschäft. Mit 436 000 Euro von Stadt und Land wurde es 2010 angeschoben. Ende 2011 lief die Landesförderung aus, doch das Tourismusbüro machte trotz positiver Entwicklung 50 000 Euro Miese pro Jahr. Ihm drohte das Aus. Die Stadt Herten rettete es, indem sie das Büro in die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft HTVG eingliederte. Die schreibt ohnehin Millionenverluste, da kam es den Entscheidern in Rat und Verwaltung auf 50 000 Euro mehr nicht an. Wegen der dramatischen Finanzlage der Stadt befristete

der Rat die Rettungsaktion bis Ende 2012. Denn der RVR hatte zugesagt, die Einrichtung ab 2013 zu übernehmen und zu einem „Besucherzentrum Hoheward“ auszubauen.

Die RVR-Verbandsversammlung („Ruhrparlament“) hat jetzt beschlossen, dies auch tatsächlich zu tun. Ein Kooperationsvertrag für fünf Jahre liegt unterschriftsreif auf dem Tisch. Doch beim Blick auf den Finanzplan dürfte den Hertener Politikern schwindelig werden. Denn der RVR will die Betriebskosten so aufteilen:

  • RVR: 135000 Euro
  • Stadt Herten: 59000 Euro
  • Stadt Recklinghausen: 35 000 Euro.

„Filiale“ in  Hochlarmark

Das neue Besucherzentrum soll für die Stadt Herten also 9 000 Euro teurer werden als das bisherige Tourismusbüro. Dass dies vor Ort in den Städten nicht gut ankommen dürfte, scheint der Leiter des RVR-Bereichs Umwelt, Ulrich Carow, zu ahnen. „Wir würden uns freuen, wenn in den

Städten die Konzeption positivbewertet wird“, wirbt er vorsichtig um Zustimmung.

Immerhin nennt Carow auch einen Anhaltspunkt, warum das neue Zentrum so teuer werden soll. Zusätzlich zum Hauptsitz auf Ewald ist eine „Filiale“ im Stadtteilpark Recklinghausen-Hochlarmark nahe der Drachenbrücke vorgesehen.

Die Stadtspitzen in Herten und RE müssen nun in ihren Räten Klinken putzen, um den Politikern in Zeiten schmerzhafter Sparpakete die Mehrausgaben schmackhaft zu machen. Bürgermeister Wolfgang Pantförder, der die Pläne für das Besucherzentrum unterstützt, will den Wirtschaftsausschuss des Recklinghäuser Rates überzeugen. Der tagt im Oktober.

Stadtbaurat Volker Lindner hingegen muss in Herten die Fraktionen auf Kurs bringen. „Immerhin erhalten wir durch das neue Besucherzentrum einen Mehrwert – eine engere Verzahnung mit dem Ruhrgebietstourismus“, betont er auf Nachfrage der HA. Im November wird das Thema in die politische Debatte gehen.

 

 
 

Tourismus in Herten

Anfrage nach § 15 GeschO / Herten, den 27. Feb. 2011

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,  sehr geehrte Damen und Herren

 

  1. Wie positioniert sich Herten in Sachen Tourismus im Vergleich mit der allgemeinen Steigerung des Tourismus von 13,4% (2009/2010) im Ruhrgebiet?

Die Rentabilitätsberechnungen weisen folgenden Finanzierungsbedarf aus:
2010: – 149.000 €
2011: – 87.000 €[1]

Zuzüglich wurden für die Projektbausteine „Fahrradstation“ und „Eventbüro“ jährlich folgende Mittel aufgewendet[2]:

Betriebskosten (Miete, Nebenkosten) 20.000 € (städt. Eigenanteil 20%)
Personalkosten 24.000 € (städt. Eigenanteil 20%)
Material- und Maßnahme-Kosten inkl. KFZ-Kosten und Bürobedarf 91.500 € (städt. Eigenanteil 10%)

Burgenlandschaft:

Einmalige Kosten                            190.000 €
jährliche kalkulierte Kosten         11.300 €

  1. Wie hoch sind die tatsächlichen Investitionen der Stadt Herten im Bereich Tourismus seit dem Jahre 2008?
  2. Wie hoch sind die Gesamtkosten (incl. Fördergelder)?
  3. Wie hoch ist der gegenzurechnende Gewinn in diesem Zeitraum?

Begründung:

Untersuchungen haben gezeigt, dass aus touristischer Sicht die Kulturhauptstadt das Ruhrgebiet zum beliebten Städtereiseziel gemacht hat.

So ist zu lesen: „Die Erwartungen im Vorfeld waren groß, doch die Freude über ein Jahr voller Kulturhighlights ist am Ende noch viel größer. 13,4 Prozent mehr Übernachtungsgäste im Ruhrgebiet belegen den touristischen Erfolg von RUHR.2010. Die Metropole Ruhr hat sich als beliebtes Städteziel auf dem Reisemarkt positioniert….“[3]

So führen Sie in Ihrer Vorlage 08/212 aus: „Allgemein ist der Wirtschaftsbereich Tourismus ein Markt mit wachsenden Umsätzen. Bereits heute erreichen die Umsätze im Bereich Tourismus in Herten etwa 33,3 Mio. Euro per anno. Ca. eine Million Tagesreisen und 29.000 Übernachtungen schätzt das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr e.V. (DWIF) für Herten in 2007. Weitere Steigerungen der Gästezahlen und Umsätze sind zu erwarten, zumal das Ruhrgebiet als Reisedestination weiter an Beliebtheit zunimmt.

Da hier erhebliche Mittel für die touristische Förderung aufgewandt wurden (aufgewendet werden), ist der Erfolg dieser Maßnahme im Focus der Wirtschaftlichkeit zu halten. In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Veröffentlichung in den Ruhrbaronen – bezogen auf unser Tourismusbüro – verweisen. [4]

Wir bitten um kurzfristige Beantwortung der Fragen und ggf. die Darstellung der zukünftigen Entwicklung.

 


[4] http://www.ruhrbarone.de/auf-zum-griechenriechen-%E2%80%93-tourismusknaller-im-nordlichen-revier/

 

Herten, 17.03.2011
Herrn Joachim Jürgens Schützenstr. 84 45699 Herten
Anfrage nach § 15 GeschO „Tourismus in Herten“ vom 27.02.2011
Sehr geehrter Herr Jürgens,
zu der o. g. Anfrage kann wie folgt Stellung genommen werden:

Die Verwaltung bringt in die aktuelle Sitzungsfolge März/April 2011 einen Sachstandsbericht im Projekt „Tourismusbüro Herten“ ein. Dieser Bericht umfasst die bisherige Entwicklung im Bereich Tourismusförderung.

Ziel der Verwaltung ist es, bis zur Sitzungsfolge September 2011 ein Finanz- und Trägerkonzept für diese touristische Einrichtung zu entwickeln und dem Rat der Stadt Herten vorzulegen. Im Rahmen dieser Vorlage werden die Fragen der H.F.B. aufgegriffen.

Eine Kopie dieses Schreibens habe ich auch den übrigen Fraktionsvorsitzenden und den Einzelratsmitgliedern zugesandt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Uli Paetzel